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Pressemitteilung vom 4.12.2007

OZ-Reg-Nr. 211

„Schloss auf Schloss wird auf Sie zustürmen“

Schlesien-Kenner Hannes Persicke begeistert mit seinem
Vortrag auf Einladung des Freundschaftsvereins „Brücke/Most“

Lorsch/Kreis Bergstraße. (ul) „Schloss auf Schloss wird auf Sie zustürmen, Name auf Name“: Mindestens einmal im Jahr, heuer waren es gar zwar Reisen, besucht Hannes Persicke seine alte Heimat Schlesien. „Ich schaue mir immer wieder gerne den Hof meiner Eltern an. Als Junge habe ich wenig davon erfahren“.

Auf Einladung des Bergsträßer Freundschaftsvereins „Brücke/Most“ berichtete der Erzähler par excellence über die teils ländliche Idylle ausstrahlenden „Schlösser, Burgen und Herrenhäuser in Niederschlesien“. Dabei ging es dem Referenten in erster Linie um Bestandserhaltung (wo dies möglich gewesen ist)und Restaurierung der meist pracht- wie prunkvollen Bauten. Schnell wurde auch deutlich, mit welch’ „Kunstverstand, Detailwissen und Fertigkeiten die Polen die Schlösser restauriert haben“.

Ausgewiesener Schlesier-Kenner

Gut fünfzig Zuhörer im Paul-Schnitzer-Saal des Museumszentrums Lorsch waren es, die Hannes Persicke mit auf seine informative wie kurzweilige Reise durch Schlesien mitnahm: „Wir bewegen uns an der Neiße über Breslau nach Schweidnitz bis ins Hirschberger Tal“, berichtete der ausgewiesene Schlesien-Kenner eine Landkarte skizzierend . Insbesondere Letzteres – das Tal der Schlösser und Gärten – hat es Persicke angetan.

Wie reich der Wissensschatz des gebürtigen Schlesiers ist, erfuhren die Zuhörer bei der Vorstellung der zahlreichen Schlösser und Herrenhäuser. Die Rede war vom so genannten „Muskauer Park“ (Park Muzakowski), der 2004 als gemeinsames polnisch-deutsches Kulturerbe in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde. Der Park wurde an beiden Ufern der Neiße – entlang der deutsch-polnischen Grenze – 1815 bis 1844 von Prinz Hermann Fürst von Pückler-Muskau als harmonisches Gartenkunstwerk angelegt. Millionen-Beträge hat das Land Sachsen inzwischen in Schloss und Park investiert, um es in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Längst ist die Anlage zu einem Vorzeigeobjekt der Denkmalpflege geworden.

Wasserschloss eine Rarität

Nur zwanzig Kilometer vom Stadtzentrum Breslaus entfernt, führte Persicke seine Zuhörer zu „etwas ganz Kostbarem“: dem einzig bestehenden Wasserschloss in Schlesien, umgeben von einer weitläufigen und gepflegten Gartenanlage: Wohnwitz (Wojnowice), an den Auen der Oder gelegen, wurde mittlerweile zu einem Hotel hergerichtet. Auch repräsentative Veranstaltungen der Stadt Breslau werden hier abgehalten. Wie fast alle Schlösser in Schlesien hat auch diese ehemalige Ritterburg die beiden Weltkriege fast unbeschadet überstanden, wurde jedoch – „auch das hat sich bei allen Schlössern in Schlesien so abgespielt“ (Persicke) von Plünderungen betroffen. Denn die Bauten waren für Kunstsachverständige wertvoll; vieles wurde „gen Osten abgeschleppt“.

Von besonderem Interesse waren für die Freunde von „Brücke/Most“ die Schilderungen Persickes über das im Partnerkreis Schweidnitz/Swidnica gelegene Schloss Kraisau, „das völlig verfallen gewesen ist“. An geschichtsträchtiger Stätte – hier formierte sich um Helmuth James Graf von Moltke das Zentrumdes Widerstands gegen das NS-Regime (Stichwort: „Kreisauer Kreis“) – wurde seinerzeit seitens der politischen Repräsentanten der Partnerschaftsvertrag zwischen dem Bergsträßer und dem Schweidnitzer Landkreis unterzeichnet, nachdem zuvor die Freundschaft auf Bergsträßer Boden besiegelt worden war. Inzwischen befindet sich in dem Schloss eine internationale Jugendbegegnungsstätte der Stiftung Kreisau für europäische Verständigung. Das prachtvolle wie imposante Schloss Fürstenstein, liegt inmitten des Waldenburger Berglandes und ruht inmitten dichter Wälder und Parks wie eine stille Insel.

Bald eine Tourismus-Attraktion

Das Hirschberger Tal – nur wenige Kilometer von der Schneekoppe entfernt – ist eine der ältesten und interessantesten Kulturlandschaften Europas. Von alters her haben hier Grafen, Fürsten und Könige residiert. Polnisch-schlesische Piasten und aus Süddeutschland eingewanderte Ritter, die zu den Gründern großer schlesischer Adelsgeschlechter wurden, standen hier im Dienst der polnischen, böhmischen, preußischen und Habsburger Krone. Sechsunddreißig Burgen, Schlösser und Herrenhäuser weisen auf diese große Geschichte hin. Kein Wunder, dass der Referent der Meinung war, dass „diese Landschaft zu bereisen, ein eigener Vortrag wert ist“. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der politischen Neuordnung in Europa ging die Glanzzeit der Schlösser im Hirschberger Tal zu Ende. Heute , nach der politischen Wende in Europa gibt es eine neue Chance für die Region: Das Hirschberger Tal „verspricht zu einer großen Tourismus-Attraktion zu werden“, berichtete Persicke.

Weiter ging’s zur Burgruine Kynast (Chojnik) im Riesengebirge (übrigens der höchsten Gebirgskette der Sudeten), ein kleines Barockschlösschen, das sich mit seinen Legenden und Mythen zahlreichen Schriftstellern als Schreibvorlage anbot. Die bekannteste Sage ist die Geschichte von der schönen Kunigunde, wie Persicke erzählte . Auch das Schloss Lomnitz liegt im Hirschberger Tal. Herzstück der Anlage soll Zug um Zug der Museumsguthof werden, in dem Schauwerkstätten für das Schmiedekunsthandwerk, aber auch Ställe für Nutztiere geplant sind. Sehenswert ist der den Schlösserkomplex umgebende restaurierte Landschaftspark, der sich malerisch am Ufer des Flusses Bober (Bobr) erstreckt.

Schlösser im Kleinformat

Vieles von dem ist ohnehin erst möglich geworden durch die Gesellschaft für deutsch-polnische Zusammenarbeit . Neben dem Bemühen um deutsch-polnische Verständigung setzt sich die Stiftung für die Restaurierung und Erhaltung von Kulturdenkmälern mit historisch-europäischer Bedeutung ein.

Das Gros der Schlösser wurde übrigens im Kleinformat nachgebaut und befindet sich im „Miniaturen-Park“ der niederschlesischen Denkmäler in Schmiedeberg.




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